Deutz-Fahr AgroStar 6.71 & 6.81
Der Deutsch-Italiener - Deutz-Fahr AgroStar
Deutz-Fahr setzte lange Zeit auf Luft, wenn es um die Kühlung des Triebwerks ging, die großen Modelle der Baureihe AgroStar brachen mit dieser Tradition. Neben der Kabine und dem Motor kamen wesentliche Bauteile aus dem italienischen Same-Werk in Treviglio. Mit anfänglichen Schwierigkeiten des Getriebes sowie der Vorderachse wurden die großen AgroStar von 1992 bis 1997 gebaut.
Mit 160- bzw. 185 PS gingen die Großtraktoren der Serie AgroStar Ende 1992 in Deutschland an den Start. Die wassergekühlten Modelle 6.71 & 6.81 waren somit einige der letzten ihrer Art, die noch mit Komponenten aus der Kölner Deutz-Schmiede gefertigt wurden, bevor die Klöckner-Humboldt-Deutz AG (kurz: KHD) ihre Landtechniksparte, 1995, an den italienischen SLH-Konzern veräußerte. Bis zu diesem Zeitpunkt bestand jener aus den Marken Same, Lamborghini sowie dem Schweizer Hersteller Hürlimann. In Köln wollte man sich fortan auf die Produktion von Motoren und Triebwerken spezialisieren. Nach anfänglichen Lieferschwierigkeiten sowie diversen Totalausfällen der Getriebeeinheit, kam es 1993 zu einer weltweiten Rückrufaktion, bei der alle Getriebe in Italien auf den neusten Stand umgerüstet werden mussten. Ein Jahr später gab es ein Facelift, welches neben den modifizierten Antriebssträngen auch weitere Verbesserungen beinhaltete. So wurde zum einen die Leistung der beiden Mannheimer Triebwerke um jeweils fünf PS erhöht und für den 6.81 war nun auch eine 540er Zapfwelle verfügbar. Die Same-Vorderachse flog aus dem Programm und die Kraftheber im Heck sowie in der Front waren deutlich verstärkt worden.
Deutz-Fahr AgroStar – starker Motor von MWM
Unter der langen Haube der beiden AgroStar Modelle arbeitet jeweils ein Motor des Herstellers MWM. Im 6.71 kommt der 6,2 Liter Turbomotor des Typs TD226-B6 zum Einsatz, ein Sechszylinder, welcher musterhaft auch im Renault 155.54 und im Fendt 615 LSA seinen Dienst verrichtete. Für noch mehr Power sorgte im 6.81, neben einem größeren Hubraum, der zusätzlich verbaute Ladeluftkühler. Die durch den Turbolader hochverdichtete Luft, wird durch dieses Bauteil herunterkühlt und sorgt für einen höheren Sauerstoffgehalt bei gleichbleibender Luftmasse. Auch ohne Konstantleistungsbereich bringt der 7-Liter MWM-Motor die versprochene Leistung an der Zapfwelle. Im Bereich von 1400-2000 Motorumdrehungen ist das Triebwerk absolut standhaft, kaum kleinzukriegen und hat ordentlich Leistungsreserven. Da zum Erreichen der 1000er Zapfwellen-Umdrehungen unter Volllast gefahren werden muss und der Motor überdies keinen geregelten Kühlerventilator besitzt, liegt der Kraftstoffverbrauch der beiden AgroStar etwas über dem Durchschnitt dieser Klasse. Ähnlich wie bei den Traktoren der Same Titan Baureihe, gelangen die Abgase ohne Umwege direkt oberhalb des Motors aus dem mächtigen Auspuffrohr ins Freie, dass stört jedoch die Sicht und ist bei vergleichbaren Großtraktoren, wie Beispielsweise dem Magnum von Case IH oder dem 7800 von John Deere besser gelöst worden. Echte Liebhaber sehen darüber jedoch gerne hinweg.
Mit der Zeit Verbessert – Das Same Getriebe
Besonders die Kunden, welche sich im Jahr 1993 für einen Großtraktor der AgroStar Baureihe von Deutz-Fahr entschieden, hatten teilweise große Probleme mit dem Getriebe. Auslöser waren ein zu schwach ausgelegtes Lager auf der Antriebswelle mit zu geringer Vorspannung sowie insgesamt zu hohe Fertigungstoleranzen. Ende des besagten Jahres gab es eine große Rückrufaktion, bei der alle Getriebe direkt im Same-Werk in Treviglio auf Garantie überarbeitet und aufbereitet wurden. Ab 1994 kamen sowohl ein überarbeitetes Getriebe mit Ölkühler, als auch eine neue Vorderachse von Sige zum Einsatz. Auffälligstes Merkmal der Sige-Achse waren die Endantriebe, welche nun außen lagen und nicht mehr wie bei der Same-Achse innen. Ab diesem Zeitpunkt galt das Problem für behoben. Das Getriebe lieferte sowohl in Puncto Abstufung, als auch in der Schaltbarkeit und dem Fahrkomfort vor allem unter Last gute Ergebnisse. Zwei bzw. drei Gruppen mit jeweils neun volllastschaltbaren Vorwärts- sowie 8 Rückwärtsgängen, bilden die Basis. Auf Wunsch ist ein 27/24-Kriechganggetriebe erhältlich. Die zwei, beziehungsweise drei Gruppen werden mechanisch geschaltet, die neun Lastschaltstufen sowie die Wendeschaltung über Drucktasten auf dem Joystick in der Nähe der Armlehne, elektrohydraulisch und völlig ohne Kupplung. Der Wendekreis des Boliden beträgt bei eingeschaltetem Allradantrieb rund 12,4m (Standardbereifung). Das durch Lenkwinkelsensoren gesteuerte Antriebsstrang-Management-System (kurz: ASM), steuert die Schaltung der Differentialsperre sowie die des Allradantriebes automatisch.
Deutz-Fahr AgroStar – Hubkraft & Hydraulik überzeugten
Mit rund 9,3 Tonnen stemmt die Heckhydraulik auch schwerste Anbaugeräte mühelos in die Höhe. Die von Bosch gelieferte EHR gab es dabei in zwei Varianten, der Agritronic hD sowie der Version hDi. Die Standardausführung (hD) beinhaltete eine Schwingungstilgung, Schlupfregelung sowie Drehregler für die Justierung nach Zugwiderstand. Bei der Sonderausstattung (hDi) gab es zusätzlich LBS-Anschlüsse (ISOBUS-Vorläufer) für externe Terminals von Anbaugeräten. Das Hubwerk lässt sich über Drucktaster, welche ebenfalls auf dem Joystick der Gangschaltung angebracht sind, komfortabel in die zuvor eingestellte Lage bringen. Die mechanische Fronthydraulik von Sauter, auf Wunsch mit Frontzapfwelle kommt auf eine Hubkraft von knapp 3 Tonnen. Mit einer maximalen Fördermenge von rund 83l/min ist die Hydraulikleistung für diese Leistungsklasse eher knapp bemessen, vier doppeltwirkende Steuergeräte sowie eine Bedienung via Kreuzhebel waren jedoch mehr als ergonomisch.
Deutz-Fahr AgroStar 6.71 & 6.81 - Moderner Arbeitsplatz
Durchweg positiv bewertet wurde der Arbeitsplatz des seinerseits größten Standardtraktors im Deutz Programm. Die leise, geräumige AgroStar-Kabine bestach mit sehr guter Rundumsicht sowie aufstellbaren Scheiben in Front, Heck und der Seitenpartie. Eine Dachluke gehörte nicht zur Standardausstattung, war aber optional lieferbar. Die ergonomische Anordnung der Bedienelemente kam ebenso gut an, wie die serienmäßige Klimaanlage und der luftgefederte Komfortsitz samt Sitzheizung. Drucktasten für Wendeschaltung, Hubwerk und Lastschaltung waren ausgezeichnet erreichbar auf dem Schalthebel, unmittelbar in der Nähe der rechten Armlehne, angebracht. Über die Temperatur und Füllstände von Ölen sowie Kühlwasser wird der Fahrer ebenso informiert, wie über die aktuellen Drehzahlen von Motor und Zapfwelle. Auf Wunsch gab es die Sonderausstattung Agritronic-i2. In dieser Variation erweitert ein Hektarzähler, ein Schlupfmesser, ein Arbeitszeiterfasser sowie eine Anzeige zur aktuellen Flächenleistung das Informationssystem.
Deutz AgroStar - Zusammenfassung
Es war ein Stück Tradition, von der Deutz-Fahr sich nach und nach verabschiedet hat. Die immer größer werdende Leistung von Traktoren ließ die luftgekühlten Motoren in der Landwirtschaft langsam aussterben. Dem MWM-Motor scheint es jedoch völlig egal gewesen zu sein, wie für seine Kühlung gesorgt wurde. Er verrichtete zuverlässig und mit ausgesprochen starken Werten seine Arbeit und fiel dabei durchweg positiv bei den Landwirten und Lohnunternehmern auf. Getriebe und Vorderachse machten zweifelsohne zunächst große Probleme und auch nach der Überarbeitung im Jahr 1994 gehen die Meinungen um die großen AgroStar weit auseinander. Festzuhalten bleibt das die großen AgroStar auf dem Acker eher zu Hause sind als auf der Straße. Zusammenfassend lässt sich jedoch sagen - ein mit Vernunft geschaltetes, gut gewartetes Getriebe belohnt dieses auch mit einer hohen Lebensdauer.
Technische Daten zum AgroStar 6.71 & 6.81 findet ihr hier:
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Marco (Freitag, 13 Juli 2018 20:20)
Schöner, interessanter Artikel über diese seltenen Schlepper.
Lukas (Dienstag, 21 August 2018 18:01)
Interessanter Artikel über die großen Agrostars. Mich würden Artikel über die kleineren Agrostars (4.61 - 6.31) auch sehr interessieren. Spricht bestimmt ein Großteil der Leute an, da diese sicherlich mehr im Einsatz sind, als die beiden großen 6.71 und 6.81.
tractorbook.de (Mittwoch, 22 August 2018 11:35)
@Marco vielen Dank für dein Feedback :)
@Lukas danke für dein Feedback, ich nehme deinen Wunsch gerne mit in die Liste auf und werde diesem auch bestimmt nachkommen. Die "kleinen" AgroStars sind in jedem Fall ein Bericht wert.
Philip (Dienstag, 21 Mai 2019 15:04)
Sehr schöner Artikel, mir ist aber aufgefallen, dass bei dem Bild vom Infocenter in der unteren Bildhälfte einer der kleinen AgroStars ist, oder gab es bei den großen auch ein normales Getriebe?
Reinhard (Donnerstag, 27 Mai 2021 17:02)
Es tut mit Leid, das so sagen zu müssen, aber der Satz "Die durch den Turbolader hochverdichtete Luft, wird durch dieses Bauteil herunterkühlt und sorgt für einen höheren Sauerstoffgehalt bei gleichbleibender Luftmasse" ist - auch abgesehen vom Fehler in der Interpunktion- Blödsinn. Durch die Abkühlung im LLK ergibt sich kein höherer Masseanteil des Sauerstoffs in der Verbrennungsluft. Durch die Abkühlung ergibt sich eine höhere Dichte der Luft und dadurch ein höherer Füllungsgrad der Zylinder, also mehr Luftmasse im Zylinder bei gleichbleibender Zusammensetzung der Luft (21% Sauerstoff, 78% Stickstoff, 1% Sonstige). Die _absolute _Menge_ des Sauerstoffs im Zylinder erhöht sich dadurch, der _relative_Anteil_ an der Verbrennungsluft bleibt gleich.
ZMskyuza (Freitag, 02 September 2022 12:22)
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ZMskyuza (Freitag, 02 September 2022 12:24)
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ZMskyuza (Freitag, 02 September 2022 12:25)
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ZMskyuza (Freitag, 02 September 2022 12:26)
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ZMskyuza (Freitag, 02 September 2022 12:26)
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ZMskyuza (Freitag, 02 September 2022 15:11)
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