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Fiatagri Traktoren der Serie Winner

Fiatagri Traktoren der Serie Winner

Ein völlig neu konstruierter Traktor wurde Anfang 1990 von Fiatagri vorgestellt. Ziel der neuen Mittelklasse sollte es sein, die Marktherrschaft von Fiatagri in Europa zu festigen und auszubauen.  Mit zunächst vier Modellen (F100, F110, F120 & F130) lösten die Italiener die in die Jahre gekommene "Serie 90" ab. Die Motoren waren weitestgehend gleichbleibend im Vergleich zur Vorserie. Im Topmodell Winner F130 (später zusätzlich F140) kam, wie auch schon im Fiatagri 130-90, ein Turbolader zum Einsatz. Im folgenden Beitrag schauen wir zusammen, wo die Bezeichnung "Winner" zutraf und wo eher nicht.

Fiatagri Serie Winner - Die Mittelklasse von Fiatagri

Fiatagri Winner F100
Neues Design, weiterentwickelte Technik

Der Fiatagri Winner kam mit einer komplett neu gestalteten Optik daher. Neben der leicht abfallenden Motorhaube, war die Kabine die wohl auffälligste Veränderung, im Vergleich zur "Serie 90". Sie bot fortan nicht nur deutlich mehr Platz, sondern auch einen Zuwachs an Komfort. Bei den Abgasen ging Fiat weiterhin den direkten Weg. Das Auspuffrohr ragt, mit halbem Schalldämpfer, aus der Motorhaube.

Kraftvolles Herz - Fiatagri Sechszylinder

Fiatagri F130 Turbo Traktor
Fiatagri F130 Turbo

Wenn es um Motoren ging, machte den Italienern so schnell niemand etwas vor. In Puncto Kraft und Zuverlässigkeit galten die Aggregate von Iveco als Bombensicher! Die Sechsender des Typs 8065 bildeten die Basis der neuen Fiat Winner Traktoren. In einer Serie von komplett neu entwickelten Traktoren, hielt man an den Motoren der -90 Serie weitestgehend fest. Die Höchstdrehzahl wurde von 2500 u/min auf 2300 u/min gesenkt, das Drehmoment durchschnittlich um 5% erhöht. Alle Motoren waren mit einer Verteiler-Einspritzpumpe ausgestattet. Eine Thermo-Start-Anlage, bei der eine Glühkerze in der Ansaugleitung Kraftstoff verdampft, stellte den Motorstart auch bei niedrigen Temperaturen sicher. 

Die Kraftübertragung der Fiatagri Winner Traktoren

Zunächst standen drei Getriebeoptionen zur Auswahl:

  • 20x16 Gang Eco Speed (40 Km/h)
  • 32x16 Gang Hi-Lo (30 Km/h)
  • 32x16 Gang Hi-Lo (40 Km/h)

Alle drei Varianten waren mit einer synchronisierten Wendeschaltung ausgestattet und konnten auf Wunsch mit Kriechganggetriebe geordert werden. Das Eco Speed Getriebe verfügte über 5 vollsynchronisierte Wechselgänge in 4 Gruppen. Das 32x16 Gang Hi-Lo Wende-Lastschalt-Getriebe

besaß eine elektrohydraulische Lastschaltung, welche die 16 Gänge verdoppelte. Vorwärts ergaben sich so in jeder Gruppe acht fein abgestufte Gänge. Durch verschieben der Schaltgruppe nach links bzw. rechts betätigte man die Gangwechsel. Das Hi-Lo Getriebe bot somit Schaltvorgänge unter last, ohne Zugunterbrechung. Der Fiatagri F140, welcher ca. Ende 1993 auf den Markt kam, war mit einem  24x12 Gang Hi-Lo Getriebe ausgestattet, dieses war für deutlich höhere Drehmomente ausgelegt als das seiner Brüder. Der zentrale Allradantrieb wurde über einen Kippschalter im Armaturenbrett elektrohydraulisch unter Last zu- bzw. abgeschaltet. Die Differentialsperre, ebenfalls elektrohydraulisch geschaltet, verfügte darüber hinaus über eine hubwerksabhängige Automatikfunktion, welche die Sperre am Vorgewende automatisch löste und sie beim Senken des Hubwerks wieder einschaltete. Die drei Drehzahlen der Heckzapfwelle (540, 750 & 1000) wurden mittels Bowdenzug aus der Kabine geschaltet. 

Eine echte Revolution - Die Kabine der Fiat Winner Traktoren

Fiatagri Winner Kabine
Geräumig, die Kabine der Winner Traktoren

Im Vergleich zum Fahrerhaus der Serie 90 war die Winner Kabine eine echte Revolution in Puncto Komfort und vor allem Platzangebot. Dank des aus Glas gewölbten C-Holms bot die auf Silent-Blöcken gelagerte Kabine außerdem eine gute Rundumsicht.  Auf dem Tachodisplay waren alle wichtigen Informationen übersichtlich dargestellt. Alle Bedienelemente, wie Gangschaltung und Steuergeräte sowie Zapfwellenschaltung und 

Hubwerksregelung waren auf der rechten Seite des Fahrers angebracht. Ein Luftfedersitz, ein Radio sowie eine optionale Klimaanlage boten dem Fahrer Komfort für lange Arbeitstage. Die Winner Traktoren verfügten außerdem serienmäßig über ein 

Check-Control-System. Symbolisch ist hier der Traktor abgebildet und es werden alle Flüssigkeitsstände sowie Betriebstemperaturen überwacht. Sobald eine Störung auftrat, konnte diese sofort vom Fahrer erkannt und lokalisiert werden.

Fiatagri Winner Hubwerk - Kraft in den Armen

Das Hubwerk der Fiat Winner Traktoren erzielte in den Testergebnissen diverser Fachzeitschriften durchweg positive Werte. Mit Zusatzhubzylinder konnten die Modelle F100 bis F120 rund 4.700 kg stemmen. Der F130 war, ebenso wie alle Facelift-Modelle mit rund 6,6t angegeben worden. Wer auf die EHR verzichten konnte, für den gab es auch eine mechanische Version der Geräteaushebung. Die so genannte Lift-O-Matic steuert das Hubwerk über einen Bowdenzug per Rasttaster mechanisch an. Auch hier lässt sich nach Zugwiderstand regeln sowie die Absenktiefe des Hubwerks voreinstellen. Bis zu vier doppelt wirkende Steuergeräte waren ebenso optional verfügbar, wie ein Fronthubwerk mit dazugehöriger Frontzapfwelle.

Fiatagri Winner F120 DT
Vielseitig einsetzbar dank Fronthydraulik

Fiatagri F115 und F140 - Die Überarbeitung der Serie Winner

Fiatagri F140 DT
Mit leicht veränderter Optik, der neue Winner F140 von Fiatagri

Im Herbst 1993 bekamen die Winner Trecker ein Facelift. Optisch neu waren die Seitenteile der Motorhaube, welche nun über eine größeren Schwarzanteil verfügten. Die Fiat Streifen am oberen Kabinendach entfielen, außerdem gab es neue Außenspiegel mit verbesserten Halterungen. Der neue Fiatagri F140 ersetzte den Fiatagri 140-90 und der F110 sowie der F120 wurden durch den F115 abgelöst. Außerdem bekam der neue Winner F100 ebenfalls den 5,9l Motor anstelle des 5,4l Aggregates. Das Getriebe und dessen Bedienung wurden bei der neuen Winner Generation ebenfalls überarbeitet und verbessert. Die Gruppenschaltung wurde nun mit dem außen liegenden Hebel geschaltet, die Hauptgangschaltung saß fortan in der Mitte und die Lastschaltstufe wurde nicht mehr mechanisch durch das Bewegen der Gruppe betätigt, sondern per Daumenklick am Schalthebel. Im F140 gab es nur das 24/12 Hi-Lo Getriebe.

Die Winner waren die letzte, rein von Fiat gebaute, Traktorenserie. Seit 1991 gehörten die Landtechnikbereiche von Ford New Holland zum Fiat Konzern, was einige Umstrukturierungen zur Folge hatte. Mit dem Facelift der Winner Traktoren kam auch das erste Gemeinschaftsprojekt von Fiat und Ford, die Genesis Baureihe. Die F-Serie wurde dann Anfang 1996 von der New Holland M-Baureihe abgelöst.

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Kommentare: 5
  • #1

    Fiat 550 (Montag, 27 Januar 2020 21:38)

    Was ist mit Gerücht, dass das Getriebe von der New Holland M-Serie ursprünglich für den Winner konzipiert wurde?

  • #2

    Philip (Dienstag, 28 Januar 2020 09:26)

    Kann das sein dass du beim Hubwerk ein bisschen durcheinandergekommen bist?
    Oder hatte die mechanische Version wirklich keine Lage und Mischregelung?

  • #3

    tractorbook.de (Dienstag, 28 Januar 2020 11:19)

    @Philip Das war tatsächlich eine wenig unglücklich formuliert. Habe es angepasst. Danke für den Hinweis ;)

  • #4

    tractorbook.de (Dienstag, 28 Januar 2020 11:21)

    @Fiat 550
    Da ist tatsächlich was dran. Die Übernahme von Ford New Holland kam mitten im Entwicklungsprozess der Winner Traktoren und möglicherweise auch deren Nachfolger. Viele Komponenten und Entwicklungen von Fiat, aber auch von Ford, flossen in die M-Serie.

  • #5

    Mario (Samstag, 20 November 2021 20:53)

    So viel ich weiss waren die motoren und getriebe noch von ford in der m serie